Bailey - mein Herzenskater und der Grund für Alles

Als mein supertoller Traumkater bei uns einzog hatte ich eigentlich von null und nix eine Ahnung wie es so schön heißt. Es war ja schließlich auch gar nicht so wirklich geplant und fast so etwas wie eine Hau-Ruck-Entscheidung eine Katze bei uns wohnen zu lassen, wobei wir dies allerdings schon länger in Erwägung zogen. Zuerst schauten wir uns also bei zwei Züchtern BKH`s und Russisch blau an, danach besuchten wir noch zwei Tierheime. Eine Wohnungskatze sollte es jedenfalls werden, da wir uns aus unterschiedlichen Gründen gegen Freigang entschieden hatten. Allerdings sind es gerade meist die Freigänger, die leider im Tierheim landen.

Doch wir hatten Glück, vier Tage vor unserem Besuch dort wurde ein dreijähriger Kater abgegeben, der anschließend durch das Tierheim erst einmal kastriert wurde. Deshalb hatte er bei unserem Besuch auch noch grüne Pfötchen und Ohren von der OP, was durch sein rotes Fell noch besonders auffiel. Kontaktscheu war er schonmal nicht, denn er schmeichelte uns geradezu um die Beine und rollte sich vor uns über den Boden hin und her. Noch am selben Tag entschieden wir uns für ihn und mussten nun in Windeseile erstmal das Nötigste besorgen: Katzenklo, Kratzbaum, Futter, Streu und das ganze restliche Zubehör.

Bereits einen Tag später holten wir Bailey, wie wir ihn später tauften, aus dem Tierheim und ließen ihn die nächsten Tage erst einmal Zuhause ankommen und in Ruhe die Wohnung und seine neue  Bleibe erkunden. In den ersten Nächten hatten wir viel Freude da mein Mann der Meinung war, er müsste den armen Kerl aus dem Schlafzimmer verbannen. Wie gut das funktionierte hat er bald gemerkt denn er verbrachte die ersten Nächte samt Kater auf der Couch, da dieser in einer Tour an der geschlossenen Tür kratzte und herzerweichend miaute - an Schlaf war so kaum zu denken. Nach der dritten Nacht gab mein Mann schließlich nach, ließ die Schlafzimmertüre zwar offen stehen aber „auf das Bett kommt er auf keinen Fall“! Daraufhin wurde das Bett großzügig mit „Fernhalte-Spray“ eingesprüht  (*husthust* - aber ich ließ ihn machen denn manche Erfahrungen müssen einfach selbst gemacht werden), in der natürlichen Annahme, das würde den Kater schon davon abhalten in die Nähe des Bettes zu kommen. Doch wie ich mir das schon dachte hat den das überhaupt und so gar nicht gejuckt und schwupp, schon bald war er auf dem Bett, tretelte und schnurrte was das Zeug hielt. Nach einigen erfolglosen Versuchen, ihn davon abzuhalten gab der Klügere bzw. Größere dann endgültig nach. Heute ist die Flauschkugel gar nicht mehr aus dem Bett wegzudenken und wir werden regelmäßig wach wenn das weiche Fell plötzlich nicht mehr in der Nähe liegt.

Was die Benutzung des Katzenklos anging, da durfte ich meine ganz eigenen Erfahrungen mit unserem Neuzugang machen. Denn das hat am Anfang auch nicht wirklich funktioniert, so dass wir regelmäßig kleine Pfützen auf den kaum vorhandenen Teppichen in der Wohnung hatten. Zur Krönung wurde dann mangels Teppiche auf den Korbsessel bzw. das darauf liegende Riesenpolster gepullert – sehr zur Freude meines Mannes denn es war sein Lieblingsmöbelstück. Natürlich passte das Riesending nicht in die Waschmaschine so dass ich es extra und zu einem Extra-Preis in eine Reinigung bringen musste. Zu dieser Zeit lief unser Kater bereits Gefahr, wieder dahin zurückgebracht zu werden, wo er herkam, aber das wusste der arme Kerl ja nicht. Warum sollte er sich auch einer Schuld bewusst sein, hatte er doch die ganze Zeit versucht, uns etwas mitzuteilen, aber halt eben auf Katzen-Art. Denn beim Kauf unseres Katzenklo`s wurden wir natürlich von einem Menschen beraten und wenn man sich die Dinger so ansieht – sie sind VON Menschen FÜR  Menschen gemacht, zumindest die Meisten! Und so hatten dann auch wir ein praktisches, in die Ecke passendes Haubenklo mit eingebauter Filterfunktion und integrierter Schaufel in unserem Badezimmer stehen - man sieht und riecht nichts, toll oder? So zumindest wird es einem verkauft! Falscher hätten wir allerdings nicht liegen können wie uns unser Kater bald zeigte. Und Recht hatte er, muss man sich dazu ja nur mal die Natur etwas genauer ansehen, denn da stehen schließlich auch keine Dixie Klos für Katzen rum. Also, Haube abgenommen und siehe da, auf einmal klappte es wunderbar. Kurz darauf spendierten wir ihm ein richtig schön großes, offenes Klo, wo sich auch drin gedreht, gewendet und gebuddelt werden kann. Seitdem gab`s auch keine Pfützen an anderer Stelle mehr.

Während dieser Eingewöhnungszeit hatte mein Mann einen Arbeitsunfall und musste eine Woche im Krankenhaus bleiben. Das hieß für mich, ständig, manchmal auch mehrmals am Tag, hin und her zu fahren. War ich zwischendurch oder abends mal kurz zuhause, klingelte unaufhörlich das Telefon. Dazwischen mein Kater, der sich, nachdem er an mir hochgeklettert oder gesprungen war,  jedesmal zwischen Handy und Ohr quetschte um wie ein kleines Baby an meinem Hals zu kuscheln. Bei so einer Aktion biss er mir plötzlich unversehens in die Nase. Erschrocken setzte ich ihn ab, schimpfte aber nicht mit ihm da er es sowieso nicht hätte zuordnen können, allerdings kam es mir sehr seltsam vor. Hatte er doch bis dahin keinerlei Anzeichen für "aggressives" Verhalten gezeigt, im Gegenteil, er war ein durch und durch anhängliches und  verschmustes Kerlchen.

Heute ist mir klar, dass es damals aus seiner Sicht gesehen zum Einen einfach zuviel Veränderung auf einmal war – neues Heim und Halter, plötzlich wieder eine Person weniger, die Bezugsperson dazu den ganzen Tag unterwegs und wenn zuhause, dann auch keine ausreichende Zeit für Spiel und Kuschelstunden. Zum Anderen kam ich selbst während dieser Zeit ja kaum zur Ruhe, weshalb ich unbewusst den ganzen Stress einfach auf ihn übertragen habe und er hat damals einfach prompt darauf reagiert.  Katzen spiegeln unsere Gefühlslage und Stimmung unglaublich gut wider wie ich im Laufe der Zeit noch des Öfteren erfahren sollte. Dieser Ausfall war und blieb bis heute allerdings das Erste und Einzige mal.

Meine Erfahrungen bis dahin haben dazu geführt, dass ich angefangen habe mir Gedanken zu machen, wie ich eine Katze die in der Wohnung gehalten wird, sinnvoll beschäftigen und auslasten kann. Über das Internet kam ich schließlich auf das Clickertraining und im Zuge dieser Recherche zu meiner jetzigen Ausbildung zur Verhaltenstherapeutin. Das Studium ist sehr umfangreich und erfasst viele Themen die jedem Katzenhalter bekannt vorkommen dürften u. a. Unsauberkeit, Aggressionen (sowohl gegen Mensch als auch andere Katzen) und Probleme im Mehrkatzenhaushalt.  Die Erfahrung, Katzen erfolgreich und für alle Beteiligten möglichst stressfrei zusammenzuführen, durfte ich vor einiger Zeit selbst im eigenen Haushalt machen, denn wir haben unserem Bailey einen Katerkumpel zur Seite gestellt. Es waren zwar Geduld, Zeit und Ausdauer gefragt, was sich aber wirklich gelohnt hat, denn die Beiden sind inzwischen ein tolles und harmonisches Team.

 

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